Das Angebot kam von MDR-Fernsehchef Henning
Röhl, vorher in Lokstedt als Chefredakteur von ARD-aktuell für „Tagesschau“
und Tagesthemen“ verantwortlich. Bremke reizte die Größe der Aufgabe,
die "Herausforderung, auf verschiedenen Schienen Unterhaltung zu machen“.
50 Mitarbeiter hat er unter sich, „überwiegend Leute aus
MDR-Landessendern, denn wir wollen ein Programm ganz nah am Zuschauer
machen." . Drei West-Redakteure sind für den Schliff der
Programme zuständig, "die wir von hier aus in die ARD einspielen“. Was
Bremke für die Zuschauer in den neuen Ländern konzipiert, beruht auf
zwei Erkenntnissen: „Wir wollen Rücksicht nehmen auf liebgewordene
Gewohnheiten und ein bißchen Internationalität ins Programm bringen.“ Erhalten bleiben dem Zuschauer etwa das
Sandmännchen, das Telelotto am Sonntag, der Unterhaltungsfilm montags um
20 Uhr.
Lifestyle für die Jugend (Ost)
„Was in allererster Linie fehlt“, und darum Einzug
ins Programm halten soll, ist Glanz und Glamour der weiten Welt. Da ist
eine richtige Begierde zu merken“, weiß Bremke. Talk-Shows, großes und
kleines Kabarett, ein Reisemagazin sowie ein Feature mit Klatsch und
Tratsch der „Upper Ten“ sind geplant. Die Jugendsendungen des MDR
sollen Lifestyle vermitteln: schicke Trends und Szene-Nachrichten“.
Der aktuellen Ausländerfeindlichkeit will Bremke "mit einem Programm der
Selbstverständlichkeit“ beikommen. Für ihn, den Hanseaten, ist "der
Umgang mit dem Anderen eine Selbstverständlichkeit". Der Bereich der
Jugendsendungen ist für den erfahrenen Fernsehmann noch neu. Doch „man
muß nicht in allen Bereichen zu Hause sein, wenn man wie ich im
Redaktionsmanagement tätig ist“, kommentiert Bremke diesen Umstand.
Seine Aufgaben sind „das Anregen von Ideen, Kollegen Hilfestellung zu
geben und die Nahtstelle zwischen Programm-Machern und der
Funkhaus-Hierarchie zu sein“.
Viermal Talk für drei Länder
Wo Bremke ist, da gibt‘s auch TalkShow - und zwar
reichlich: Jeden Freitag soll auf dem MDR-Kanal eine Gesprächsrunde
stattfinden. Der „MDR-Club“ wird in Dresden produziert, das „MDR-Rendezvous“
in Halle; zwei weitere Sendungen werden von anderen Sendern übernommen.
Zum intimeren „Rendezvous“ wird Moderatorin Beate Wedekind je vier
Gäste im Studio versammeln. Eine größere Runde redet im „Club“
über Show, Film, Kunst oder Kultur. Viele Themen aus den drei
MDR-Bundesländern (Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen) sollen zur
Sprache kommen. „Für die Talkshows steht ein ähnliches Budget zur
Verfügung wie beim NDR. Dort haben wir gut und knapp kalkuliert, das
müssen wir hier auch“, sagt Bremke zur Finanzsituation des Senders.
Schwierig gestaltet sich die Suche nach geeigneten Studios. Das Dresdner
Defa-Gelände, demnächst MDRSitz, wird zur Zeit umgebaut. Bremke: Im
Moment fühle ich mich eher als Bauleiter denn als Redakteur.“ ... Dort sollen
zehnminütige Spielsendungen produziert werden, die täglich von 19.50 bis
20.00 Uhr laufen könnten. Große Unterhaltung wird in der Stadthalle und
den Studios von Chemnitz inszeniert. „Die Räumlichkeiten sind für
internationale Verhältnisse - dürftig, aber für uns schon ganz gut“,
sagt Bremke. Die Filmbearbeitung ist in Halle angesiedelt. Diese
dezentrale Arbeit findet Bremke „ganz vernünftig, weil wir ja auch für
drei Länder zuständig sind“.
BRITTA GANS
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